Kreditanfrage – Das sollten Sie wissen
Einen neuen Fernseher kaufen, ein Auto finanzieren oder auf den Zug niedriger Bauzinsen aufspringen und zum Eigenheimbesitzer werden – viele Projekte wären ohne entsprechenden Kredit – angefangen beim klassischen Ratenkredit über den Autokredit bis hin zur Immobilienfinanzierung – nicht möglich. Das Leben „auf Pump“ hat trotz allem nicht den besten Ruf. Fast immer – so die weitverbreitete Meinung – schwebt mit der Unterschrift unter den Kreditvertrag die Privatinsolvenz über dem Verbraucher. Die Praxis sieht allerdings anders aus: Eine überwiegende Anzahl der Kreditnehmer zahlt das in Anspruch genommene Darlehen pflichtgemäß zurück.
Bevor das Geld aber überhaupt in Anspruch genommen werden kann, muss die Bank nicht nur den Antrag auf die Wunschfinanzierung annehmen, Haushalte investieren meist auch viel Zeit und Geduld in die Suche nach passenden Kreditangeboten. Der Hintergrund für einen solchen Vergleich ist recht simpel – es geht ums Sparen. Denn auch wenn eine Kreditaufnahme unumgänglich ist, möchte schließlich niemand mehr zahlen als unbedingt notwendig.
Kreditnehmer A |
Kreditnehmer B |
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Kreditsumme |
10.000 € |
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Zinssatz |
2,25% |
4,50% |
Laufzeit |
48 Monate |
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Gesamtbelastung |
10.461,31 € |
10.926,18 € |
Betrachtet man die beiden Rechenbeispiele und vergleicht die Ergebnisse miteinander, wird das Sparpotenzial offenkundig. Aber: Kreditvergleiche haben zwei Seiten. Ergebnisse, die Darlehen zu niedrigen Zinsen versprechen, lassen meist nur einen eingeschränkten Blickwinkel zu. Der Grund liegt in den Berechnungen, die den Vergleichen und Zinsbeispielen zugrunde liegen. Es handelt sich dabei um Beispiele, für die gewisse Rahmenbedingungen angenommen werden.
Der Klassiker ist das 2/3-Beispiel. Bei einem bonitätsabhängigen Zins muss das Angebot laut Preisangabenverordnung ein Berechnungsbeispiel beinhalten, das den Zinssatz widerspiegelt, zu dem mindestens zwei Drittel der Interessenten den Kredit erhalten. Das Problem: Wo man als Antragsteller steht, lässt sich aus diesem Zinsbeispiel noch lange nicht ablesen.
Denn ob eine individuelle Kreditanfrage vor dem Hintergrund der persönlichen Lebenssituation zum gleichen Ergebnis wie das 2/3-Beispiel führt, steht auf einem anderen Blatt. Es passiert im Alltag des Öfteren, dass ein Haushalt zwar einen Kredit in Anspruch nehmen kann – allerdings zu einem deutlich höheren Zins. Die Abweichung basiert im Allgemeinen auf einer höheren Kreditausfallwahrscheinlichkeit. Letztere ergibt sich aus einem niedrigen Einkommen, hohen Zahlungsverpflichtungen – oder den bei Wirtschaftsauskunfteien gespeicherten Daten.
SCHUFA-Score und Bonität
Banken haben ein berechtigtes Interesse an der Zurückführung ausgereichter Darlehen. Entscheidenden Einfluss auf die Bereitschaft zur Kreditvergabe und die Konditionen hat daher die Bonität potenzieller Kunden. Dahinter verbirgt sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Schuldners – also ob dieser überhaupt zur Finanzierung der Raten in der Lage ist.
Rahmenbedingungen – wie das aktuelle Einkommen oder die Situation bei den Ausgaben durch Versicherungen, bestehende Kredite oder Unterhaltsverpflichtungen – beeinflussen die Bonität und damit den Kreditzins positiv oder negativ, sind letztlich aber nur eine Momentaufnahme der wirtschaftlichen Situation. Genauso interessant wie die aktuelle Lebenssituation ist das Verhalten der Kreditinteressenten in der Vergangenheit. Es gilt die Annahme: Wer in den letzten Jahren Rechnungen pünktlich bedient und alle Finanzierungen getilgt hat, tut dies auch in Zukunft. Auskunfteien wie die SCHUFA haben solche Daten gespeichert und stellen ihren Partnerunternehmen diese für eine solche Betrachtung zur Verfügung. Anhand solcher, als Schufa-Eintrag bekannte, Informationen zum Zahlungsverhalten und den wirtschaftlichen Verhältnissen lassen sich statistische Punktwerte zur vermuteten Ausfallwahrscheinlichkeit ermitteln – sogenannte Scorewerte.
Ein Schufaeintrag an sich ist dabei erst einmal kein Grund zur Sorge. Ein guter Scorewert wie beispielsweise der SCHUFA-Score bedeutet, dass der Kreditinteressent eine niedrige Ausfallwahrscheinlichkeit mitbringt. Die Folge: Für die Bank ist die Darlehensvergabe ein sicheres „Investment“, der Zins daher im Regelfall niedrig. Haushalte mit schlechter Bewertung müssen tiefer in die Tasche greifen, eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit macht den Kredit teurer. Ein negativer Eintrag bzw. sogenannte Negativmerkmale – wie geplatzte Darlehen oder von Banken gekündigte Konten – können dagegen jedoch sogar eine Ablehnung des Vertrags nach sich ziehen. Solche negativen Merkmale können sein:
- seitens der Bank gekündigte Darlehen,
- Zwangsvollstreckungen (auch erledigte Forderungen werden erst nach einem festgelegten Zeitraum gelöscht),
- eidesstattliche Versicherungen,
- Kreditkartenmissbrauch,
- Missbrauch eines Girokontos,
- Lohnpfändungen,
- titulierte Forderungen oder Ähnliches.
Hinweis: Der Scorewert ist nur ein Kriterium, das Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit haben kann. Wirtschaftliche Faktoren – also die Höhe des Einkommens, dessen Sicherheit im Sinne befristeter oder freiberuflicher Tätigkeiten und die Ausgaben – spielen hier ebenso eine Rolle (mehr zum Thema finden Sie in unserem Ratgeber „Welche Faktoren haben Einfluss auf den Kreditzins„).
Was beeinflusst das Scoring?
Scorewerte haben in der Kreditvergabe erheblichen Einfluss und sind in der Vergangenheit scheinbar immer wichtiger geworden. Das Problem: Wirtschaftsauskunfteien, die entsprechende Werte ermitteln bzw. zur Verfügung stellen, und Banken legen die Berechnungsgrundlagen selten offen. Diese Intransparenz ist ein wesentlicher Kritikpunkt, den sich das Kreditscoring gefallen lassen muss. Bemängelt wird dabei unter anderem, dass weitgehend unklar ist, inwiefern das sogenannte Geoscoring, also die Ermittlung der Kreditwürdigkeit anhand des Wohnortes, hier eine Rolle spielt. Darüber hinaus regen sich kritische Kommentare auch in Bezug auf die Richtigkeit der Angaben oder wie diese zustande kommen. Hintergrund: Stichproben zeigen regelmäßig, dass in den Datenbanken der Auskunfteien fehlerhafte Einträge zu finden sind.
Zudem kann es ganz ohne Zutun der Verbraucher zu negativen Merkmalen kommen. Eine beliebte Fehlerquelle liegt in der Kreditanfrage selbst – wenn es um einen Vergleich der Konditionen geht. Formuliert die Bank das Anliegen gegenüber der SCHUFA als „Anfrage Kreditkonditionen“, ist alles im grünen Bereich und der Kreditvergleich bleibt ohne Folgen für Ihren Schufa-Score.
Wird die Anfrage dagegen als „Kreditanfrage“ oder „Anfrage Kredit“ formuliert, besteht die Gefahr, den Scorewert unbeabsichtigt nach unten zu treiben. Der Grund: Es hat den Anschein, dass der Verbraucher versucht mehrere Kredite zu beantragen – und damit seine wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtert. Letztlich zieht diese falsche Konditionsabfrage nach sich, dass es zur Verschlechterung der Bonität kommt – und der Kredit teurer wird.
Ein Fehler, der sich vermeiden lässt, indem Sie gezielt darauf achten, dass im Rahmen eines Vergleichs mehrerer Kreditangebote eine Konditionsanfrage mit dem „richtigen“ Merkmal durchgeführt wird.
Die folgende Tabelle bietet Ihnen in diesem Zusammenhang einen Überblick darüber, wie eine Kredit- bzw. Konditionsanfrage bei den in unserem Kreditvergleich aufgeführten Banken erfolgt.
Die Kreditanfrage: Wissen, was gespielt wird
Wer einen Kredit beantragt, braucht nicht zwingend Geld. Manchmal geht es einfach nur darum, das Vermögen zu schonen, was zum Beispiel der Fall ist, wenn die Sparzinsen über den Kreditzinsen liegen. Als Kreditnehmer sollte man sich also von der Sichtweise des Bittstellertums lösen. Vielmehr ist man ein Partner der Bank – auf Augenhöhe. Trotzdem ist es nicht falsch, die Kreditanfrage gründlich vorzubereiten und sich ein wenig mit den Hintergründen zu beschäftigen.
Grundsätzlich sind für den Kreditantrag – egal, ob online oder schriftlich in einer Bankfiliale gestellt – Angaben zu den persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen gefragt. Im Rahmen der persönlichen Angaben werden dabei Anschrift, Name, Geburtstag und die Lebenssituation hinterfragt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse umfassen im Allgemeinen Angaben zu Beruf und Einkommen, Unterhaltspflichten, Zahlungspflichten aus anderen Finanzierungsgeschäften, Versicherungen, Miete oder Ähnliches.
Online werden heute in der Regel fertige Formulare seitens der Banken bereitgehalten, in welche die entsprechenden Daten nur noch im Browserfenster eingefügt werden müssen. Der Vorteil: Mit dem Klick auf Absenden erfasst eine Software die Angaben des Kreditinteressenten und wertet diese bereits elektronisch aus. Innerhalb weniger Minuten bis einige Stunden später kann dann bereits eine Einschätzung zur Kreditvergabe vorgenommen werden.
Diese vorläufige Kreditzusage ist allerdings noch keine verbindliche Erklärung der Bank zur Ausreichung eines Darlehens. Es findet anschließend noch eine eingehende Prüfung der Daten seitens der Bank statt. Je nach Höhe der Kreditsumme und beruflichem Status sind verschiedene Unterlagen – etwa in Form von Einkommensnachweisen oder Einkommenssteuerbescheiden – nötig. Erst wenn der Antragsteller die Vertragsunterlagen mit seinen Angaben in Papierform zur Prüfung und Unterschrift in den Händen hält, kann nach dem Absenden an die Bank ein wirksamer Vertrag zustande kommen. Bis das Geld ausgezahlt wird, vergehen im Regelfall mehrere Tage. Alles Wissenswerte zum Ablauf finden Sie auf unserer Seite zum Thema Kreditantrag.
Wichtig: Im Zusammenhang mit online beantragten Krediten ist im Allgemeinen das PostIdent-Verfahren nötig. Da der Antragsteller einem Bankmitarbeiter nicht persönlich gegenübersteht – eine Identitätsprüfung aber erforderlich ist – wird diese Alternative zur Legitimation in den nächsten Postfilialen des Kreditnehmers genutzt.
Kreditantrag abgelehnt – wie weiter?
Leider kommt es im Alltag regelmäßig zu Ablehnungen von Kreditanträgen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Das Problem: Oft erfahren Sie gar nicht, warum Banken nicht zur Darlehensvergabe bereit sind. Neben negativen Einträgen bei Auskunfteien kann die Ursache für das Scheitern beispielsweise in einer zu hohen Kreditsumme, fehlenden Sicherheiten oder einer zu schlechten wirtschaftlichen Gesamtsituation liegen. Können Verbraucher den Erfolg des Kreditantrags unterstützen?
Ein wichtiger Schritt – der sich bereits vor dem Ausfüllen der Antragsunterlagen empfiehlt – ist ein Check der Daten, die Auskunfteien speichern. Seit einigen Jahren sind diese verpflichtet, einmal im Jahr auf Anfrage die gespeicherten Informationen offenzulegen. So lassen sich Fehler finden und korrigieren. Was Haushalte noch tun können, um ihrer Kreditwürdigkeit nach einer Ablehnung auf die Sprünge zu helfen, können Sie in unserem Ratgeber „So können Sie Ihre Bonität verbessern“ nachlesen.
Wichtig: Es gibt Situationen und Momente im Leben, in denen ein Kredit das falsche Mittel ist. Eine Fremdfinanzierung von Konsumgütern ohne ein entsprechendes Einkommen (etwa bei Arbeitslosigkeit) kann unversehens in die Schuldenfalle führen – speziell, wenn Angebote aus dem Ausland mit hohen Kreditnebenkosten in Anspruch genommen werden. In diesen Situationen sind Schulden das letzte Mittel zur Finanzierung des Alltags.
Der Kreditantrag – ein Fazit
Schnell, einfach und ohne Risiko – immer wieder wird eine Kreditfinanzierung unter diesem Motto „verkauft“. Verbraucher müssen sich im Klaren sein, dass gerade beim Thema Risiko nicht jeder Kredit hält, was es verspricht. Speziell Kreditinteressenten in eher schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen laufen Gefahr, von Angeboten in bunten Broschüren oder der Werbung geblendet zu werden. Denn auch das 2/3-Beispiel lässt sich nur auf 66 Prozent der Antragsteller anwenden.
Die Bonität beeinflusst maßgeblich, ob ein Kreditantrag erfolgreich ist oder nicht. Letztere ist aber nicht nur die Messlatte, sie wird durch Kreditanfragen selbst bedingt. Wer alles richtig machen will, muss mehrere Aspekte im Hinterkopf behalten – etwa bei der Anfrage nach Kreditkonditionen. Um die Erfolgsaussichten zu erhöhen und die Zeit bis zur Auszahlung abzukürzen, lohnt es sich zudem, alle Unterlagen für den Antrag früh zusammenzustellen und auch die bei Auskunfteien gespeicherten Daten regelmäßig zu prüfen.
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